Machtbeben - Die Welt vor der grössten Wirtschaftskrise aller Zeiten by Müller Dirk

Machtbeben - Die Welt vor der grössten Wirtschaftskrise aller Zeiten by Müller Dirk

Autor:Müller, Dirk [Müller, Dirk]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2018-08-28T04:36:59+00:00


ebenfalls zweifelhaft. Ich werde die weiteren Schachzüge mit hohem Interesse verfolgen.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das Arschloch nicht

immer zwangsläufig in den Wandschrank zurückgestellt wird. Bis-

lang gab es noch für jedes Arschloch der Vergangenheit ein Ablauf-

datum, an dem es nicht mehr in den Wandschrank, sondern end-

gültig in den Erdschrank gesteckt wurde. Das haben Gaddafi,

Hussein und viele andere vor ihnen auch erfahren müssen. Daher

kann es durchaus sein, dass der Konflikt mit Nordkorea jederzeit

wieder aufkochen und tatsächlich eines Tages zu jenem heißen

Tanz führen kann. Bislang hat dieser stabile Konflikt aber offen-

sichtlich noch seine Vorteile. Dennoch bleibt es ein Pulverfass, das

auf unsere Liste gehört.

Bleiben wir in der Region und kommen wir zum wichtigsten

Spieler auf dem eurasischen Kontinent nach den USA: Big China.

China: Die größte Blase

der Weltwirtschaftsgeschichte

Der Aufstieg Chinas in den letzten 25 Jahren ist das größte Wirt-

schaftswunder, das je stattgefunden hat. Nach der schrittweisen

Öffnung des Landes unter Deng Xiaoping ging es in immer größe-

rer Geschwindigkeit nach oben. Das jährliche Wachstum lag meist

im zweistelligen Bereich zwischen zehn und fünfzehn Prozent.

Doch in den letzten Jahren lässt dieses Wachstum nach und liegt

zuletzt bei offiziell 6,7 Prozent. Da lesen wir oft, das solle man nicht

so negativ sehen, denn immerhin sei das Land ja jetzt auf einem

ganz anderen Niveau. 6,7 Prozent heute sind in absoluten Zahlen

viel mehr als zehn Prozent vor fünfzehn Jahren. In Deutschland

wäre man froh, wenn man 6,7 Prozent Wachstum hätte. Das ist so

weit auch völlig korrekt, wenn da nicht ein kleines Problem wäre:

Die chinesischen Wirtschaftsdaten sind das Papier nicht wert, auf

dem sie veröffentlicht werden.

184

Der englische Politiker Leonard Courtney (1832-1918) sagte ein-

mal: »Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und

Statistiken.« In diesem Fall darf als eines der einfachsten Indizien

der Veröffentlichungstermin des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ge-

nannt werden. Um am Ende eines Quartals das BIP und damit das

Wirtschaftswachstum zu vermelden, muss man zunächst die Daten

erheben, berechnen und anschließend vermelden. Deutschland be-

nötigt etwa sechs Wochen, um eine erste Berechnung zu vermel-

den, die einige Wochen später noch einmal angepasst wird, wenn

man die revidierten, endgültigen Zahlen aus allen Teilen der Re-

publik vorliegen hat. Die USA geben nach vier Wochen eine erste

Schätzung heraus, die später oft deutlich revidiert werden muss.

China dagegen schafft es, sein Wirtschaftswachstum pünktlich zwei

Wochen nach Ende des Quartals zu vermelden, und muss diese

Zahlen nie wieder korrigieren, da sie immer stimmen.

Gut, das muss man verstehen. Deutschland ist ja ein riesiges Flä-

chenland mit schlechter Infrastruktur. Bis wir aus dem letzten Win-

kel Bayerns die Zahlen haben, das dauert. China hingegen ist ein

kleiner Stadtstaat mit Glasfaserkabeln bis an jede Landesgrenze.

Die haben die Zahlen praktisch sofort auf Knopfdruck. Doch lassen

wir den Sarkasmus beiseite. Schon diese einfache Betrachtung zeigt,

die Wahrscheinlichkeit, dass die offiziellen chinesischen Wirt-

schaftsdaten der Realität entsprechen, geht gegen null.236

Wenn man sich den Spaß gemacht und die Wirtschaftsleistung

der einzelnen Provinzen aufaddiert hat, dann sollte man erwarten,

dass diese Zahl identisch ist mit der Gesamtwirtschaftsleistung

Chinas. Interessanterweise gab es da aber immer dramatische Un-

terschiede. Man hat sich bei der Datenfälschung noch nicht mal

große Mühe gegeben.

Die Wirtschaftsdaten sind in China höchst politische Daten und

entscheiden über Karriere, Aufstieg oder Entlassung der Kader-

funktionäre. Das führt dazu, dass die Lokalregierungen oft völlig

überzogene Wirtschaftsdaten an die Pekinger Zentrale melden.



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